Audio-Mythen entlarvt – Lauter ist nicht gleich besser
Einer der größten Irrtümer im Bereich Audio ist die Annahme, dass ein lauter Mix automatisch hochwertiger klingt. Unser Gehör spielt uns dabei einen Streich: Wenn zwei Aufnahmen direkt nacheinander abgespielt werden und eine davon ein kleines Stück lauter ist, wirkt sie in der Regel sofort „besser“ oder „klarer“. Doch dieser Effekt ist trügerisch.
Ein professioneller Mix zeichnet sich nicht durch maximale Lautheit aus, sondern durch Ausgewogenheit, Dynamik und Transparenz. Musik lebt von Kontrasten. Ein Refrain kann nur dann wirklich kraftvoll wirken, wenn er sich von der Strophe abhebt. Wenn alles gleichmäßig laut gemacht wird, verliert die Musik an Ausdruck und Spannung.
Darüber hinaus bedeutet übermäßige Lautheit oft, dass die Dynamik stark eingeschränkt wird. Instrumente und Stimmen werden zusammengepresst, Nuancen verschwinden, und die Aufnahme wirkt auf Dauer ermüdend. Das ist einer der Gründe, warum viele moderne Produktionen trotz hoher Lautstärke oft weniger „groß“ oder emotional wirken als ältere Aufnahmen, die noch mehr Raum für Dynamik hatten.
Im Studio achten wir deshalb darauf, dass ein Mix in erster Linie musikalisch überzeugt. Er soll auf jedem Wiedergabesystem gut klingen – egal ob auf einer großen Anlage, im Auto oder über Kopfhörer. Die Lautstärke lässt sich im Mastering an die gängigen Standards der Streaming-Plattformen anpassen, ohne dass die Musik an Qualität oder Natürlichkeit verliert. Am Ende zählt nicht, wie laut ein Song ist, sondern wie gut er klingt und wie sehr er Emotionen transportiert.

